25/2025

24.07.2025

Diese Mitgliedernews ist für alle Unternehmen relevant, die sich über die aktuellen Debatten der Bioenergie informieren und die sich aktiv in Normierungsprozessen beteiligen.

Sehr geehrte BBE-Mitglieder, 

hiermit möchten wir Sie über einen Prozess informieren, von dem uns der Dachverband World Bioenergy Association (WBA) berichtet hat und den wir aktiv mitverfolgen. Es geht um eine Überarbeitung der ISO-Norm 14064-Treibhausgase. Diese regelt die Grundsätze, wie Treibhausgase bilanziert werden, und ordnet dadurch auch die Klimawirkung von Bioenergie ein. Weltweit gibt es noch einen konkurrierenden Standard: das Greenhouse Gas Protocol (GHGP). Das GHGP wird unter intransparenten Bedingungen durch das World Resources Institute angepasst. Eine finale Version ist noch nicht beschlossen. In dieser Version ist die thermische Nutzung von Biomasse durch Änderungen der THG-Bilanzierung schlechter gestellt als die energetische Nutzung von fossilen Ressourcen. Aktuell wird von Seiten des World Resources Institute der Versuch gestartet, auch die ISO-Norm 14064 an das GHGP anzupassen. Dies hätte zur Folge, dass es nur noch eine weltweit anerkannte Norm für die Treibhausgasbilanzierung gäbe, die zudem negativ für die Bioenergie wäre.

Neue Norm verschlechtert THG-Bilanzierung der Bioenergie
Das Ziel des World Resources Institutes ist es, die ISO-Norm an die überarbeitete Version des GHGP „Land use and Removals Standard“ anzupassen. Als neuer Bilanzierungsstandard wurde eine „aktivitätsbasierte Bilanzierung“ vorgeschlagen. Das World Resources Institute hat diesen Vorschlag gegen die ausdrücklichen Bedenken der Mitglieder der zuständigen technischen Arbeitsgruppe in die Diskussion eingebracht. Die technische Arbeitsgruppe wurde daraufhin aufgelöst und durch eine neu eingerichtete Arbeitsgruppe ersetzt, die ausgewählt wurde, um diesen Vorschlag zu unterstützen. Der derzeit diskutierte Ansatz widerspricht in zentralen Punkten der etablierten Methodik zur Treibhausgasbilanzierung, wie sie vom IPCC empfohlen wird. Leider würde sich die Anpassung der ISO-Norm negativ auf die Bilanzierung der energetischen Nutzung von Biomasse auswirken. Wir wissen vom WBA, dass der Normüberarbeitungsprozess in der aktuellen Diskussion negative Auswirkungen auf die thermische Nutzung von Holz haben könnte. Allerdings hat auch der WBA die Arbeitsfassung des GHGP nicht vorliegen, er liegt unter strenger Geheimhaltung. Es ist wahrscheinlich, dass auch die energetisch zu nutzende landwirtschaftliche Anbaubiomasse negativ betroffen wäre. In der Arbeitsfassung des GHGP wird davon ausgegangen, dass die natürliche, bzw. ursprüngliche Landoberfläche, im Sinne der Treibhausgasneutralität, das Ideal darstellt. Aus dieser Perspektive haben stillgelegte Waldflächen die positivste Bewertung. Flächen, die in ihrer Klimabilanz bewirtschaftet sind oder weniger CO2 speichern (auch landwirtschaftlich genutzte Flächen), werden somit im Sinne des GHGP negativ bewertet. Für Biogas und Biokraftstoffe hätte die überarbeitete Norm demnach ebenfalls negative Effekte für die THG-Bilanzierung zur Folge. Der natürliche Kohlenstoffkreislauf – Wald speichert CO2 bei der Nutzung wieder ein – wird in diesem Verständnis nicht berücksichtigt. Biomasse, die dem Wald entnommen wird, wird als Emission verrechnet. Die Folge wäre, dass fossile Energien besser bewertet wären als nachhaltige Bioenergie.

Bisherige Maßnahmen des BBE
Christian Rakos, Präsident der WBA, koordiniert den Prozess mit verschiedenen nationalen Verbänden in Europa und kontaktiert uns, sobald es Neuigkeiten gibt. Der BBE hat sich mit verschiedenen Aktivitäten an dem Prozess beteiligt, u.a. den Austausch mit Mitarbeitenden des DIN gesucht, die als deutsche Vertretung am Überarbeitungsprozess der ISO-Norm 14064 teilnehmen und das Thema bei anderen Verbänden platziert. Zuletzt hat der BBE ein Schreiben an den Vorstandsvorsitzenden der DIN adressiert, um dem Thema auf der politischen Ebene Gehör zu verschaffen.

Wie geht es weiter?
Für Juli hat ISO eine offizielle Stellungnahme zur geplanten weiteren Vorgangsweise angekündigt. Bei Veröffentlichung der Stellungnahme wird der BBE gemeinsam mit weiteren Verbänden und der WBA weitere Maßnahmen planen und entwickeln.

Sie können als BBE-Mitglied unterstützen
Falls Sie als Unternehmen oder Organisationen Mitglied im Normenausschuss „Grundlagen des Umweltschutzes“ (NAGUS) bei der DIN sind oder es werden wollen, nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf. Sie können sich dann indirekt am Bearbeitungsprozess der Norm beteiligen. Der BBE ist nicht Mitglied im Normenausschuss. Wenn Sie Mitglied im NAGUS sind, wäre es wichtig, wenn Sie im Arbeitskreis NA 172-00-19-01 AK „Minderung der Folgen des Klimawandels mitwirken, denn dort wird die Norm mit den Ausschussmitgliedern besprochen. Für uns wäre es auch wichtig zu erfahren, welche Akteure dort welche Position vertreten, damit wir die nächsten Maßnahmen planen können.

Eine Erläuterung des Prozesses entnehmen Sie bitte der Präsentation der WBA.

Für Rückfragen steht Ihnen Steffen Schwardmann (schwardmann@bioenergie.de, +49 (0)30 / 27 58 179 - 19) zur Verfügung. 

Mit freundlichen Grüßen
Gerolf Bücheler
Geschäftsführer Berlin

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Rückfragen & Kontakt:
Bundesverband Bioenergie e.V. (BBE)
Hauptstadtbüro Bioenergie
EUREF-Campus 16
10829 Berlin


Ansprechpartner:
Gerolf Bücheler
Tel. +49 30 275 8179 21
E-Mail: buecheler@bioenergie.de
www.bioenergie.de


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